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Die Energiekrise als Weckruf: Ist es Zeit für Ihr Hotel vom Netz zu gehen?

Hotel Spider
Hotel-Tech | 15.01.2023

Seinen eigenen Öko-Strom erzeugen und einen komplett nachhaltigen Betrieb führen - diese Vision hat Dirk Klein im Hotel Haffhus verwirklicht. Hier erfahren Sie, wie er das angestellt hat und, wie Sie es auch schaffen.

Die Themen Nachhaltigkeit und grüne Energie sind in der Hotellerie schon länger ein wichtiges Thema. Aber die aktuelle Energiekrise und die damit verbundenen raketenhaften Preissteigerungen für Gas und Strom verleihen der Sache eine neue Dringlichkeit.  

 

Im Hotel Haffhus in Norddeutschland befasst man sich schon länger intensiv und erfolgreich mit dem Thema. Deshalb war Dirk Klein, der Head Of Sustainability & Digitalization vom Hotel Haffhus, in [diesem deutschsprachigen Live Stream] zu Gast. 

 

Dort teilte er seine Erfahrungen zur Energieunabhängigkeit mit Marco Baurdoux von Hotel-Spider und gab wichtige Einblicke in die Planung und Umsetzung der diversen Nachhaltigkeitspraktiken im Hotel Haffhus.  

 

Die Zusammenfassung der Kernpunkte und hoffentlich auch Inspiration für Ihre eigenen Initiativen finden Sie in diesem Artikel.  

 

Nachhaltigkeit und Gästeerwartungen 

 

Nicht nur die Klimakrise und Energiepreise rücken Nachhaltigkeit immer weiter in den Fokus vieler Hotels. Auch die Anforderungen der Gäste spielen hier eine Rolle. In einer Studie von Booking.com  gaben 78 % der Befragten kürzlich an, dass sie im nächsten Jahr mindestens einmal ein nachhaltiges Hotel buchen wollen.  

 

Laut dieser Daten steigt also die Nachfrage nach umweltbewusst geführten Unterkünften. Für Hotels bedeutet das oft einen Balanceakt, da sie keine Abstriche beim Service und der Qualität machen wollen.  

 

„Gäste haben gewisse Ansprüche und wollen einen bestimmten Komfort, auch in einem grünen Hotel. Unsere Rolle ist es, dies mithilfe nachhaltiger Energie, Rohstoffe und Produkte zu bieten. Reisende sollen sich hier ganz auf uns verlassen und den Luxus mit reinem Gewissen genießen können“, sagt Dirk.  

 

 

 

 

Der Weg des Hotel Haffhus zur Energieunabhängigkeit 

 

An dieser nachhaltigen Ausrichtung haben Dirk und sein Team im Hotel Haffhus über mehrere Jahre hart gearbeitet. Ganz zu Beginn stand eine tiefgehende Analyse: „Als Erstes mussten wir uns darüber bewusstwerden, wie viel Energie wir tatsächlich nutzen und welche Leistungen am energieintensivsten sind. Gerade das Spa-Angebot braucht zum Beispiel viel Strom und kann bei kleinen Häusern bis zu 50 % des Gesamtverbrauchs ausmachen“, erklärt Dirk.  

 

Weiter ging es mit der Suche nach Partnern für die Beratung und Umsetzung: „Wir wollten jemanden, der ein ganzheitliches Konzept bietet und alle Elemente im Blick behält. Ihm sollte klar sein, dass wir mit unterschiedlichen Zimmerauslastungen arbeiten und daher einen schwankenden Energiebedarf haben. Das musste bei der Erarbeitung unserer Lösung berücksichtigt werden, um stets eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten.“ 

 

Parallel dazu unternahm Dirk eine umfangreiche Recherche zu den verschiedenen Möglichkeiten, selbst Energie zu erzeugen und diese möglichst effizient zu nutzen. Aus dieser Phase hat er eine wichtige Lehre gezogen: „Mir wurde schnell klar, dass wir die beste Option nur finden, wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse gut kennen. Als wir unseren Partnern eine Liste unserer Vorstellungen vorlegen konnten, haben wir eine Lösung bekommen, die komplett auf uns zugeschnitten ist.“ 

 

Zuletzt war natürlich auch die Finanzierung ein wichtiger Punkt. Da die Umrüstung eines gesamten Hotels einen erheblichen finanziellen Aufwand mit sich bringt, war hier eine langfristige Planung gefragt: „Insgesamt haben wir ca. 1 Million Euro in das gesamte Projekt investiert. Die Amortisierungszeit dafür liegt bei etwa 12 bis 15 Jahren. Da auch die nächste Generation den Familienbetrieb weiterführen will, ist das eine gute Investition.“ 

 

Nachdem das Haffhus endlich diese ganzen Hürden genommen hatte, konnte das Hotel 2018 vom Netz gehen und versorgt sich nunmehr komplett in Eigenregie mit grüner Energie.  

 

„Derzeit kostet uns die Gewinnung einer Kilowattstunde Strom circa 12 Cent. Der Unterschied zum aktuellen Netzpreis von 48 Cent pro kWh kann sich sehen lassen.“ 

 

Energieunabhängigkeit in der Praxis 

 

Die wenigsten Gäste merken überhaupt, dass das Haffhus seine Energie selbst erzeugt. Lediglich die vielen Photovoltaikanlagen und das Technikhaus lassen vermuten, dass hier etwas anders läuft als in herkömmlichen Hotels.  

 

Im Sommer bringt überwiegend die Solaranlage mit 150 Kilowatt Leistung den Strom. Im Winter und an trüben Tagen generieren die Hackschnitzelheizung und das Blockheizkraftwerk Wärme und Energie. Batterie- und Wärmespeicher sorgen dafür, dass immer genügend Reserven vorhanden sind, um auch bei hohem Bedarf immer die Versorgung zu garantieren.  

 

„Seit wir komplette Selbstversorger sind, haben wir einen höheren Verbrauch, da nun alles über Strom läuft. Dazu zählen zum Beispiel die elektrische Küche, die Wärmepumpe, die Elektroautos sowie das Spa. Im Sommer können wir das meiste gut über die Photovoltaik abdecken. Aber vor allem im Winter brauchen wir auch die anderen Systeme zur Unterstützung“, erklärt Dirk 

 

„Insgesamt behalten wir deshalb immer ein Auge darauf, wie viel wir produzieren, verwenden und speichern, damit wir unsere Prozesse gegebenenfalls anpassen können. So halten wir Erzeugung und Verbrauch recht ähnlich, um überflüssiges Ein- und Ausspeichern und den damit verbundenen Energieverlust zu vermeiden“, so Dirk weiter.  

 

Wo genau wie viel Strom fließt, sehen Dirk und sein Team auf der Übersicht des Energie-Management-Systems. Hier können sie jederzeit prüfen, welche Anlagen Strom produzieren, wo er verbraucht wird und wie viel aktuell gespeichert ist. Gästen ist dieses Dashboard über die Webseite zugänglich. So können sie sich in Echtzeit ein Bild davon machen, wie das Hotel seine eigenständige Energieversorgung umsetzt.  

 

 

 

 

Nachhaltigkeit als Gästemagnet? 

 

Auf die Frage, ob dieser Einsatz für die Nachhaltigkeit auch mehr Gäste anzieht, hat Dirk eine interessante Antwort: „Wir bieten ein Ziel für Gäste, die auf so etwas Wert legen. Aber obwohl Umfragen immer wieder ergeben, dass Reisende umweltfreundliche Hotels möchten, buchen viele dennoch einfach über OTAs, ohne sich groß über Nachhaltigkeit Gedanken zu machen.“ 

 

Sobald die Gäste aber vor Ort sind, haben es Dirk und sein Team leicht, sie für die diversen Nachhaltigkeitspraktiken im Hotel Haffhus zu begeistern: „Wir kommunizieren ganz offen über unser Konzept und teilen alle Infos und Daten zu unserem Energiehaushalt auf unserer Webseite. Viele Gäste finden es spannend zu sehen, wo wir gerade Strom erzeugen und wo er verbraucht wird. Das schafft ein neues Bewusstsein für das Thema und bringt ihnen das Ganze auf anschauliche Weise näher.“ 

 

 

haffhus hotel and spa solar roof german

 

Auch die Rundgänge durch das Hotel werden gut angenommen. Hier zeigt Dirk die einzelnen Systeme und erklärt, wie sie funktionieren und zusammenarbeiten. Das hat schon so manchen Gast inspiriert, sich selbst mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es unterstreicht auch, dass man das Thema im Haffhus wirklich ernst nimmt und nicht nur als Marketing-Aktion sieht. Das bringt immer wieder gute Bewertungen, Mund-zu-Mund-Propaganda und motiviert Gäste wiederzukommen.  

 

Zu Beginn mag die Idee vom Netz zu gehen und ein Hotel eigenständig mit Energie zu versorgen, nicht wie eine offensichtliche Lösung erscheinen. Doch das Beispiel des Hotel Haffhus zeigt, dass dies durchaus möglich ist und sogar viele Vorteile bringen kann.  

 

Neben dem eingesparten CO2 und den niedrigeren Energiekosten, ist auch die Bereicherung der Gästeerfahrung ein wichtiger Punkt.  

 

Deshalb ist jetzt unsere Frage an Sie: Wo werden Sie ansetzen, um Ihr Hotel grüner zu machen? 

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